Städte & Siedlungen | Tiksi

Der Ort macht den Eindruck einer Geisterstadt . Unzählige Wohnblocks stehen leer, Türen und Fenster sind mit Brettern vernagelt. Zwei der vier Lebensmittelläden sind geschlossen, das einzige Bekleid- ungsgeschäft ist leer geräumt und mit einem Vorhängeschloss verriegelt. Viele der wegen des Permafrostes - wie überall in Sibirien - oberirdisch verlegten Heizungsrohre und Was- serleitungen sind geborsten. Von einigen Telefonmasten baumeln gerissene Drähte.
'Der Hafen ist tot, die Stadt stirbt, und schon in wenigen Jahren werden die letzten Bewohner Tiksi verlassen’, sagt der Hafenkapitän. Tiksi wird, wie es in der offiziellen Sprache der russischen Behörden heißt 'liquidiert ’. Wie so viele andere Städte, Siedlungen und Dörfer im hohen Norden Sibiriens.
Tiksi ist ein Hafenort an der Nordpolarmeerküste der autonomen russischen Republik Sacha (Jakutien). Die Siedlung städtischen Typs hat 5063 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010) und ist Verwaltungszentrum des Rajons ( Ulus ) Bulun .
Die klimatischen Bedinungen sind nicht gerade einladend. Von November bis Februar herrscht permanent Dunkelheit .
Die Temperaturen liegen selten unter 50   Grad   unter   dem   Gefrierpunkt , sind also nicht ganz so extrem niedrig wie in anderen Landesteilen, aber andere Faktorenfallen stärker ins Gewicht.
An der Küste toben immer wieder harte Schneestürme, die viel Schnee bringen. Erst am 7.   Februar zeigen sich für kurze Zeit die ersten Sonnenstrahlen, dann dauert es noch weitere zwölf Tage, bis die Sonne erstmals voll hervorbricht.
Bis vor wenigen Jahren war war die gesamte Region ein " geschlossenes " Gebiet. Das bedeutet, daß die Menchen nicht ohne Erlaubnis wegfahren konnten, sie zu besuchen war gerade unmöglich.
Es verwundert daher nicht, wenn mit Öffnung der Stadt Tiksi   I   auch viele Bewohner weggezogen sind; von ehemals 10 000 lebt gerade noch die Hälfte hier.
Heute ist nur noch das benachbarte Tiksi   2 , durch nicht zu übersehende Parabolantennen und Sendeanlagen gekennzeichnet, streng militärisches Gebiet.
Der Ort wird das Tor    zum    Meer genannt, bedeutet jedoch in der jakutischen so viel wie ein »Platz    im Moor« . Lange ein kleiner, unbe- deutender Ort, erschien er erstmals auf sowjetischen Karten, als in den 30er Jahren die sowjetischen Dampfschiffe regelmäßig die Nordroute befuhren. Zuvor diente er schon politischen Zwecken , denn hier legten die Schiffe mit Verbannten     und     Sträflingen an, denen danach lange Märsche durch die Tundra bevorstanden
Die aus einem Nord- und Südteil bestehende Ortschaft befindet sich an der Westküste der Tiksibuch t, einem Teil des zur Laptewse e (Nord- polarmeer) gehörenden Buor-Chaja- Golfs.
Etwa 55 km westlich von Tiksi fließt die Lena , die das bis in den Norden vom Neelowagolf reichende und minimal rund 22 km (jeweils Luftlinie) vom Nordteil der Ortschaft entfernte Lenadelta ausbildet.
In Richtung Nordosten schließt sich die Bykowski-Halbinsel an, welche die Tiksibucht im Süden und den Neelowagolf im Norden voneinander trennt. Rund 6 km entfernt vom Nordteil liegt der Südteil von Tiksi.
Der heute größte Ortsteil Tiksi     1 befindet sich am Hafen. Hier finden sich die meisten Zentralen      Ein- richtungen wie Gemeindeverwaltung, Sparkasse, Schule (mit Gymnasium und Internat), Kirche, Sport- und Jugendzentrum,Wetteramt (Roshydro- met) und Feuerwehr.
Der Ortsteil Tiksi    3 liegt ca. 3 km nördlich des Hafens und schließt direkt an den Flughafen an. Dieser Ortsteil war zu Sowjet-Zeiten aus- schließlich dem Militär   vorbehalten , ist aber spätestens seit dem (seinerzeit) endgültigen Abzugs des Militärs 2012 auch für Zivilisten zugänglich. Der Ortsteil war 2014 größtenteils verlassen, jedoch befindet sich hier heute das größte Hotel in Tiksi.
Was den Ortsteil Tiksi   2 darstellt und ob er überhaupt existiert, ist unklar . Nach sich widersprechenden Infor- mationen der Einheimischen soll diese Name entweder das ehemalige Bau- Camp (heute Friedhof) aus der Zeit der ersten Erbauung, das Trinkwasser- reservoir, eins der beiden im Bau abgebrochenen Flughafenprojekte (ca. 15 km südwestlich bzw. nördlich) oder die Funkanlagen auf dem Tafelberg bezeichnen oder aus Gründen der Tarnung nur zur Verwirrung dienen.
Die Forschungsstation   Polarka liegt ca. 5 km südlich am Ufer auf einem wenige Meter hohen Felsrücken. Zu Sowjet- Zeiten handelte es sich dabei um ein weitgehend autarkes Dorf mit bis zu 250 Einwohnern. Es verfügte über neben den hölzernen Wohngebäuden und For- schungseinrichtungen über Laden, Kraft- werk, Kindergarten und Grundschule. Nach dem Zusammenbruch der Sowjet- union wurden die Forschungs- einrichtungen bis auf die Wetterstation nach und nach geschlossen und die Siedlung   aufgegeben . Heute wird nur ein Haus zeitweise von Mitarbeitern der Wetterstation bewohnt.
Tiksi entstand 1933 (nach anderen Angaben bereits ab 1930), als hier ein Hafen im Zusammenhang mit Plänen zur Nutzung des Nördlichen Seeweges errichtet wurde. Bereits 1939 erhielt der Ort den Status einer Siedlung städtischen Typs. Der Hafen erlangte schnell wirt- schaftliche Bedeutung. Bis 1954 wurden bis zu 25 % des Güter- verkehrs nach Jakutien    über    Tiksi abgewickelt, wo die Fracht von See- auf Flussschiffe verladen und über die Lena weitertransportiert wurde.
Seit 1932 gibt es in Tiksi eine Wetterstation , die 2006 ausgebaut und umfangreich modernisiert wurde. 2007/08 entstand etwa 1,5 Kilometer entfernt eine zweite meteorologische Forschungseinrichtung, die unter internationaler Beteiligung als Clean Air Facility (CAF) arbeitet.
Mit der Fertigstellung der Nebenstrecke der Transsibirischen Eisenbahn von Taischet nach Ust-Kut am Oberlauf der Lena ging der Frachtverkehr über Tiksi drastisch zurück und machte 1961 nur noch 3 % der nach Jakutien eingeführten Waren aus.
Da sich die Station , die von einem 20 Meter hohen Beobachtungsturm dominiert wird, vor allem mit der Luftreinheit befasst, wurde auf eine möglichst    unberührte    Umgebung Wert gelegt. So führen alle Fußwege auf dem Areal über Stege, um den Boden minimal zu belasten.
Offiziell eingeweiht wurde die Anlage im August 2010. Trotz politischer Spannungen kündigten russische Experten an, in Tiksi die Kooperation mit amerikanischen Wissenschaftlern fortzusetzen.[9] Etwa 115 Kilometer westlich von Tiksi, im Lenadelta, befindet sich die international besetzte Forschungsstation Insel Samoilow , die mit dem Schnellboot in vier Stunden zu erreichen ist
Am Ort befindet sich eine Monitoring- Station des SDKM-Systems .
Tiksi im Winter
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