Ornamente

Um die Ornamentkunst der Jakuten besser verstehen, muß man die Religion kennen, denn wie noch gezeigt werden soll, haben viele Motive ihren Ursprung in religiösen Symbolen. Den Kosmos als Ganzes teilen die Jakuten in eine obere, eine untere und eine mittlere, von Menschen bewohnte Welt.
In der Oberwelt, die sie sich mit sieben Himmelsschichten ausge- stattet vorstellen, hält sich vor allem der weisse Schöpferherr Ürüng   Ajy Tojon auf, auch einfach „Tangara“ genannt, Himmel oder Himmelsgott. Die Unterwelt hingegen wird von Arsan Duolai“ beherrscht. Die anderen Geister leben in der mittleren Welt oder auch unterhalb davon; es gibt keine      exakte Trennung zwischen der mittleren und unteren Welt.
Diese fehlt ausser in der Gedankenwelt der Jakuten auch bei vielen anderen Völkern, und daher hat sich von dieser Vorstellung bei den Griechen ausgehenden terminus technicus " Chtonisch " gebildet der für die in der unteren und mittleren Sphäre sich aufhaltenden Geist- wesen gilt.
Ein bedeutender Unterschied lässt sich also nur zwischen den Geistern des Himmels und den chtonischen Wesen feststellen, und zwar hat man es hier mit einer sehr alten Vorstellung zu tun, die keinerlei Einfluß auf des Christentum zeigt.
Eine moralische Wertung von Gut und   Böse   oder ewige Vergeltung war dem jakutischen   Denken   fremd . Auch pflegten die Geister der einzelnen Ebenen keinerlei Beziehungen zueinander, sondern ein jeder regierte als selbstständiger Herr in seinem Gebiet.
Verstanden werden darunter eine beseelte Natur und Praktiken in Schamanismus und der Heilung von Kranken. Es sind Parallelen zu Turkvölkern im Sayan-Altai-Gebirge und zu den Mongolen vorhanden, was auch für die Ornamentik gilt. Seit vorchristlicher Zeit gründet das Kulturgut auf einem Dualismus , der Vater Himmel und Mutter Erde kennt und sich in der Denkweise kaum vom chinesischen Yin-Yang-Prinzip unter- scheidet. Yin ist die Erde und Yang der Himmel.
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