Schamanen

Das Wort Schamane stammt vermutlich aus dem Sanskrit, bzw. aus dem tungusischen šaman (ša=wissen, šaman=der Wissende). Eine weitere Theorie stellt einen Bezug zum mandschurischen samarambi her, das „um sich schlagen oder sich empören” bedeutete.
Bei den sibirischen und zentral- asiatischen Völkern erhielt sich natürlich auch die örtliche Benennung des Schamanen. Sie war bei den altaischen Türken "kam" , bei den Jakuten " ojon" (und für eine Schamanin " udujan" ), bei den Burjaten "böö"
Die orthodoxe Kirche begann im 18. Jahrhundert verstärkt mit der Christianisierung der Einheimischen. Priester und Mönche forderten zur Taufe auf, gaben ihnen einen Taufnamen.
Trotz aller kirchlicher Bemühungen hatte das Christentum bei der Urbevölkerung keinen Gefallen gefunden. Die atheistische Sowje- zeit beendete dann ohnehin jegliche Bemühungen.
Von offizieller sowjetischer Seite wurden sie als   Verrückte   eingestuft , nicht wenige wurden verfolgt und büßten mit Lager    und    Tod . Doch trotz vieler Schikanen hat der Schamanismus überlebt
Der Schamanismus     ist eine Art Naturreligion und zugleich eine Form, Tradition, Kultur und religiöser Gefühle miteinander zu verbinden. Der Schamane als Mittler    zwischen Mensch    und    Geist kann nur in der ihm bekannten    Gesellschaft    wirken , wobei er viele Funktionen erfüllt.
Er ist Mystiker, Arzt, Ratgeber und Medium, manchmal scheint er alles gleichzeitig zu sein. An einen Schamanen werden besondere charakterliche      Ansprüche gestellt, damit sie ihren Einfluss nicht mißbrauchen.
Ein besonderes Verhältnis zur Natur und zum Kosmos ist eine weitere Voraussetzung, ebenso wie eine gute körperliche und seeliche Verfassung. Schamane zu sein ist anstrengend.
Es bedarf jedoch eines besonderen Rituals   und   besonderer   Kleidung , um als solcher wirken zu können. Sein Gewand ist reich mit Symbolen behängt
Sein wichtigstes Instrument ist eine Handtrommel , die ihn bei seinen Tänzen begleitet und mit deren Hilfe er sich in Trance versetzt. Dann erst erreicht er die Verbindung zu den Geistern oder den Seelen der Verstorbenen. Auf diese Weise soll er das Unheil       abwehren , Kranke gesunden lassen, das Jagdglück beeinflussen.
Mit Hilfe der Schamanen konnten auch viele Traditionen, Bräuche, Verhaltensregeln der Urbewohner bewahrt und wieder belebt werden.
Auch wenn das Schamanentum mittlerweile im Westen großes Interesse gefunden hat, wird es einem Außenstehenden kaum mög- monie dieser Geisterbeschwörung teilzunehmen.

Wenn

man

in

Jakutien

Stoffstreifen

an

einem

Baum

oder

baumähnlichen

Gestänge

im

Winde

baumeln

sieht,

so

bedeutet

das

eine

Mitteilung

an

die

guten     

Geister

.

Bitten

und

Danksagungen

werden

auf

diese

Weise öffentlich.

Der Wunsch nach Gelingen eines Vorhabens, der Dank für eine gute Reise, ein gelungenes Geschäft finden so Ausdruck.
Bevor man den ersten Schluck oder Bissen nimmt, gilt es wieder, die Geister gnädig zu stimmen. Etwas Kumys : das erste Gläschen gilt dem Geist    des    Feuers , ebenso wie das erste Stück Brot.
Das geistige    Leben der Jakuten, wie auch anderer sibirischer Völker bestimmen seit Menschengedenken die Schamanen.
>Zurück zu den Wurzeln< ist inzwischen offizielle Politik. In diesem Prozeß der Selbstfindung spielt die Religion eine wichtige Rolle.
Fast in Vergessenheit geraten sind die schönen jakutischen     Märchen und die für fremde Ohren seltsamen Gesänge. Die Tänze schienen etwas für Alte und Verrückte zu sein und die phantasievolle Kleidung außer Mode. So dachten bis vor einigen Jahren die Städter, die Traditionen schienen endgültig im Kommunismus unter- gegangen zu sein.
Und da die Jakuten früher meist zu Pferd einen Besuch abstatteten, läßt man einige Strähnen von einem Pferdeschweif   ins offene Feuer fallen. Damit wird der Wunsch verbunden, daß der Gast wieder gut nach Hause zurückkehren möge.
Einige Ethnologen     und     Historiker haben ihnen wenigstens einen Platz im Museum verschafft, wie man in Jakutsk feststellen kann. In den jakutischen Dörfern gibt es aber noch einige Menschen, die sie in Erinnerung behalten und vielleicht sogar während der Sowjetzeit im Stillen gepflegt haben. Ihnen ist zu verdanken, daß sie heute eine breite Renaissance erleben.
Russian Museum of Ethnography Schamanenkleidung aus Jakutien, Anfang 1920
J.D.   Isbekow   verkörpert das jakutische Kulturerbe. Als Rentner hat er sich in seiner Hütte (allas) zurückgezogen und der Überlieferung gemäß eine Kopie der schamanistischen Opferstätte aufgebaut sowie für sich Schamanengewand und Trommel angefertigt. Er gehört zu den Bahnbrechern einer Neubelebung des Schamanismus in unserer Zeit, weil er meint, dessen Traditionen komme eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Sacha - Jakutischen Identitätsbewußtseins zu
Ich habe alles verstanden! Deine gedachten Gedanken. Deine gesprochenen Bitten!
Aus einem jakutischem Schamanengesang
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