Sternflüstern"Auf der „Straße der Knochen“, Kolyma, ging es rund 700 Kilometer in ordöstlicher Richtung. Der kleine Ort Oimjakon liegt in einem windstillen Tal, aus dem die kalte Luft nicht entweichen kann – deshalb kommt es dort im Winter zu besonders tiefen Temperaturen.„In den ersten Tagen dort war es mit minus 48 Grad – nicht lachen – offensichtlich zu warm für das Eisflüstern.WirhabendieTemperatur,diemanbisherfürdasEisflüsternfürerforderlichhielt, nämlichminus45Grad,nachuntenkorrigierenmüssen.DasssichkeinGeräusch hörenließ,hatunszugegebenermaßenaberauchnervösgemacht.Esgabzwar BerichteüberdasSternenflüstern,aberkeineAufnahmen:Vielleichtwardas Ganze doch nur ein Mythos?“DieWartezeitaufkälteresWetterunddamitdieGelegenheit,dasSternenflüstern aufzunehmen,verbrachteStaackmit[...]Gesprächenmitdemortsansässigen MeteorologenundAnwohnern,dieüberihreErlebnissemitdemEisflüstern berichteten.„EinigekanntendasPhänomengarnicht,einigewusstendavonausihrerJugend zuberichten“,erzähltStaack.„DasGeräuschscheintimmerseltenergewordenzu sein.FürmichwurdedieErderwärmungandiesemBeispielgreifbar.Auchein nahesKohlekraftwerkmagseinenEinflussdaraufhaben,dassdieTemperaturenin Oimjakon nicht mehr so tief fallen wie vor einigen Jahren noch.DochStaackundNeumannbliebenamBallundstandenNachtfürNachtGewehr bei Fuß. Die Geduld wurde schließlich belohnt. JuergenStaack:„WirwarenwiejedeNachtzuAufnahmennachdraußen gegangen,dochdiesesMalwarendieTemperaturentiefergefallen,aufminus57 Grad. Undplötzlichwaresda,beim Atmen und SprechenentstandeinGeräusch,ein Klirren,einrauschendesKnistern,dasdemWortundAtemnachhallteundwieein Schatten folgte.ImGegenlichtsahman,wiesichder Atemverwirbelte.“IndernächstenNachtwar derzauberhafteSpukschonwiedervorbei–widerErwartenwareswärmer geworden."
DIE INSTALLATION IN BERLINDerBesuchervonSAKHAbetrittinder KonradFischerGalerieBerlinzunächst einenweißenRaum.Visuellwirderdurch einstilles,betrachtendesVideoaufdie RuhederLandschaftunddesLebensin Oimjakoneingestimmt.AufdemBoden sindvierdunkelgraueLautsprecherwürfel ausBetonimQuadratangeordnetund gebeneinenMinispaziergangimSchnee wieder.„Miristaufgefallen,dassder SchneeinOimjakonbeijeder Temperatur anders klingt. FürdieInstallationhabeicheinQuadrat abgelaufenunddasKnirschenmeiner SchritteimSchneeaufgenommen.Steht derBesucherinnerhalbdesQuadrates, sohörter,wieeinMenschdurchden tiefen Schnee um ihn herumläuft.“AneinerWandsindkyrillische BuchstabenmitLackaufgemalt–ein Text,derdasEisflüsternbeschreibt.Von dortgehtesineinendunklenRaum,in demValeryVinokurov(Geo-oge/Meteorologe) auf Jakutisch spricht:
ImGegenlichtaufgenommen,beschreibt erdasSternenflüstern,seinAtem zeichnetdabeiweißeTurbulenzenund Schleier in die Schwärze. EinweitererdunklerRaumistdannganz demeigentlichenSternenflüsternvor-behalten–dasdankdesKünstlerszum ersten Mal aufgenommen werden konnte.